Die Maschinenfabrik Oerlikon gehörte zu den wichtigsten Unternehmungen des Industrie-Standortes Oerlikon. Am 18. 11. 2023 führte der Ortsgeschichtliche Verein Oerlikon eine Tagung zur «MFO: Aufstieg und Ende» mit namhaften Autoren durch. Die Tagung sollte auch einen nachhaltigen Beitrag zur Oerliker Geschichte leisten. Zu diesem Zweck wurden die Autoren gebeten, Kurzfassungen ihrer Referate als Blogbeiträge zu verfassen, die hier präsentiert werden.
Kilian T. Elsasser: Die MFO setzt auf die Elektrifizierung
Durch erfolgreiche Pionierversuche im Bereich der Stromübertragung und Eisenbahnelektrifizierung gelang es der MFO anfangs des 20. Jahrhundert zu einem führenden elektrotechnischen Unternehmen aufzusteigen und bis Ende der 1920er Jahre namhafte Reserven anzulegen. Ein besonderer Erfolg gelang der MFO im Lokomotivenbau mit der Entwicklung und Herstellung der Gotthard-Güterzugslokomotive Ce 6/8 II «Krokodil».
Rudolf Jaun: Akkordkonflikte, Reorganisationsversuche und Arbeitsfrieden 1935 – 1955
Die MFO wurde durch die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre besonders hart getroffen: über die Hälfte der Arbeiterbelegschaft musste entlassen werden. Nach dem Wiederaufschwung und dem Generationenwechsel in der Direktion wurden in der MFO Reorganisationsmassnahmen eingeleitet, insbesondere um die andauernden Akkordkonflikte zwischen Facharbeiterschaft und Werkstattmanagement zu bewältigen. Die MFO wurde in diesem Zusammenhang eine Hochburg des Arbeitsfriedens, was einen scharfen Lohnkonflikt im Jahre 1955 jedoch nicht verhinderte.
Matthias Wiesmann: Die MFO unter der Leitung von Hans Schindler 1935 – 1957
Die MFO blieb bis in die 1950er Jahren ein von den Familien Schindler und Huber beherrschte Unternehmung. Von herausragender Bedeutung war die Ablösung des Generaldirektors und «Fabrikherren» Dietrich Schindler durch seinen Sohn Hans Schindler. Als vielseitig kulturell interessierter Mensch wurde Hans Schindler, der zusammen mit seinem Cousin Rudolf Huber, die MFO leitete, jedoch nicht heimisch. In den 1950er Jahren erfolgte der Übergang des Familienunternehmens zu einem Managerunternehmen.
Peter Ritschard: Die MFO im 20. Jahrhundert: Krise, Stabilisierung und Verkauf an die BBC 1945 – 1967
Nach dem Zweiten Weltkrieg vermochte sich die MFO danke der Nachkriegskonjunktur und formellen Marktabsprachen mit der BBC und den Ateliers de Sécheron Genève vorerst zu halten. Trotz letzten grossen Investitionen aus den Reserven der 1920er Jahre in eine moderne Grosstransformatoren-Fabrik gelang es der MFO nicht ihre überspannte Produktepalette zu straffen. Nach einer kurzfristigen Stabilisierung durch eine Neubesetzung des Managements zeigte die BBC Interesse an der Transformatorenfabrik und am Produktionsstandort für Lokomotivenbau und kaufte die MFO auf und integrierte sie nach und nach in das eigene Unternehmen.
Adrian Knoepfli: MFO. Sonderfall oder typisch für die Schweizer Maschinenindustrie?
Die MFO war ein typischer, prägender Repräsentant der Schweizer Maschinen- und Metallindustrie, die sich im Laufe der Industrialisierung zur Schweizer Leitindustrie entwickelte und als solche die Textilindustrie abgelöst hat. Sie war ein ziemlich normales Unternehmen mit herausragenden Leistungen und starken Positionen auf verschiedenen Märkten, aber auch Fehlern, Schwächen und verpassten Chancen. Die MFO war Teil der Oerliker Monokultur der Maschinen- und Mettallindustrie zusammen mit der Kugellagerfabrik SRO, der Werkzeugmaschinen Fabrik Oerlikon-Bührle und der Akkumulatorenfabrik Oerlikon.